Die katholische Erwachsenen- und Familienbildung in Nordrhein-Westfalen stärkt die Krisenresilienz der Bevölkerung. Fazit des Festaktes zum 70-Jährigen der Landesarbeitsgemeinschaft.
Festakt anlässlich des 70-jährigen Jubiläums und Mitgliederversammlung 2023
Mit Jubiläen lässt sich sehr verschieden umgehen. Die LAG KEFB NRW um Vorsitzenden Wolfgang Hesse hat sich entschieden, aus dem Anlass heraus Kraft und Impulse für die Gestaltung der Zukunft zu schöpfen. Im Mittelpunkt des Festaktes zum 70-Jährigen der Landesarbeitsgemeinschaft am 4. Dezember 2023 im Paderborner Liborianum stand der Beitrag, den die Katholische Erwachsen- und Familienbildung für die Stärkung der Demokratie in Nordrhein-Westfalen leistet.
Diese ist im Umfeld multipler Krisen wie Kriegen, Konflikten, Inflation und vorher Corona im Stresstest, wie Landtagspräsident André Kuper gleich zu Beginn die Lage markierte. „Bildung und lebenslanges Lernen sind ein Schlüssel, zumindest ein weiteres Abbrechen des Zuspruchs zur Demokratie zu vermeiden“, betonte er im Bildungs- und Tagungshaus des Erzbistums Paderborn vor mehr als 80 Gästen aus Politik, Ministerien und Weiterbildungslandschaft.
Die Einrichtungen der katholischen Erwachsenen- und Familienbildung leisteten in Nordrhein-Westfalen einen wertvollen Beitrag, die Resilienz der Bevölkerung gegenüber den Zumutungen der heutigen Zeit zu stärken. Kuper würdigte das vielfältige, qualitativ hochwertige Bildungsangebot für alle Generationen und Lebenslagen, das sich entsprechend des rapiden Wandels der Welt stetig entlang der Bedürfnisse ihrer Adressatinnen und Adressaten weiterentwickle.
Mit Angeboten vor Ort die Demokratie stärken
Der massive Vertrauensverlust, den die demokratischen Parteien und Institutionen erleben, betreffe auch die Kirche, schärfte André Kuper den Blick dafür, dass Staat und Kirche vor einer gemeinsamen Herausforderung stehen. Gemeinsam gelte es, Vertrauen zurückzugewinnen, zum Beispiel durch verbindliche Begegnungs- und Dialogangebote. Dem Landtagspräsidenten ist das ein persönliches Anliegen. Er berichtete von aufsuchenden Formaten, mit denen sein Haus Menschen in ihren Lebensbezügen vor Ort erreicht, sei es die Schule oder der Treff im Stadtteil.
Auch die Einrichtungen der katholischen Erwachsenen- und Familienbildung schaffen in den Städten, Dörfern und Vierteln des Bundeslandes solche Räume, in denen Menschen sich treffen, diskutieren, zusammenarbeiten. Damit helfen die KEFB-Mitglieder, die engen Blasen zu überwinden, in denen heute vorrangig gelebt und gestritten wird. Es brauche solche offenen Räume als Alternative zu Weltflucht und Demokratieverachtung, stellte Festredner Dr. Peter Frey fest.
Jetzt sei es an der Zeit, um das zu kämpfen, was einem wichtig ist, erklärte der frühere ZDF-Chefredakteur. Denn auch seine Analyse lautete: Die deutsche Demokratie mit ihren Grundwerten und Verfassungsorganen gerät unter Druck. Neben der Polarisierung im Diskurs und dem Ausbreiten rechtsextremer und antisemitischer Erzählungen machen Frey der wachsende Zuspruch zur AfD und die sinkende Wahlbeteiligung Sorgen. Dahinter stünden vor allem ungelöste politische Aufgaben.
Die Jugend in Polen und das Ehrenamt machen Mut
Jenseits dessen könnten und müssten sich auch Christinnen und Christen für die Demokratie stark machen, betonte der Journalist. Die katholische Erwachsenen- und Familienbildung setze mit ihrem breit gefächerten Angebot für alle Bevölkerungsgruppen einen Kontrapunkt zu den aufgeheizten Echokammern in den digitalen Medien. Zugleich müsse auch sie ihre Komfortzone verlassen und eigene ideell begründete, gefestigte Positionen hinterfragen, forderte Frey einen Realitätscheck.
Das Land benötige eine konstruktive Streitkultur, um die politischen Herausforderungen zu lösen, sagte der Festredner. Für die Einrichtungen der KEFB sah er eine besondere Aufgabe darin, die jungen Menschen mit ihren Angeboten zu adressieren. Gerade erst habe die Jugend in Polen die Demokratie gegen ihre Gegner verteidigt. Auch die Stärke der deutschen Zivilgesellschaft mache Mut. Die katholische Erwachsenen- und Familienbildung unterstütze das Ehrenamt mit ihren Mitteln.
Die Rede von der gespaltenen Gesellschaft gehe fehl, betonte Peter Frey. „Der Riss geht nicht durch die Mitte,“ sagte er, „lassen wir uns die Spaltung nicht einreden.“ An die politischen Akteure geht sein Appell, den Versuchungen des Populismus zu widerstehen. Im Diskurs müssten die Grenzen im Ton eingehalten werden. Schließlich fuße die Demokratie auf Respekt vor Verfassung, Institutionen und Repräsentanten. Im Verhältnis zur AfD, die anders verfahre, sei klare Abgrenzung erforderlich.
Die Bedeutung der KEFB wird innerkirchlich wachsen
Auch Msgr. Dr. Michael Bredeck würdigte die katholische Erwachsenen- und Familienbildung als wichtigen Bildungs-, Gesprächs- und Kooperationspartner, der in die Gesellschaft hineinwirke. Innerkirchlich müsse man zusammenrücken. In dieser Vernetzung werde die Bedeutung der Bildungseinrichtungen wachsen, sagte der Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn bei einer Eucharistiefeier in der Kapuzinerkapelle des Liborianums. „Ihr Dienst ist heute wichtiger denn je“, bekräftigte er seine Wertschätzung für die katholische Erwachsenen- und Familienbildung.
Die Absicht der LAG, das gemeinsame Nachdenken über Gegenwart und Zukunft in den Mittelpunkt zu rücken, trug reiche Früchte. Und doch wurde es zum Abschluss des Festaktes, den das Team der Geschäftsstelle um Geschäftsführer Dr. Martin Schoser bestens vorbereitet hatte, doch noch nostalgisch und wehmütig. Denn mit Dr. Peter Scharr, Andreas Hölscher und Ortrud Harhues wurden gleich drei verdiente Vorstandsmitglieder in den Ruhestand verabschiedet. Aber wie sagte Vorsitzender Wolfgang Hesse schon im Jahrbuch zum 70-Jährigen: Der Blick in den Rückspiegel fördert eine sichere Fahrt. Auf ein Wiedersehen bei nächster guter Gelegenheit!
Mitgliederversammlung 2022
Transformationsprozesse, Klima, Gerechtigkeit, Menschenwürde -
Schwerpunkte der Mitgliederversammlung 2022 der Landesarbeitsgemeinschaft für katholische Erwachsenen- und Familienbildung in NRW e.V. in Aachen
(NRW) Die diesjährige Mitgliederversammlung der KEFB fand am 05. Dezember 2022 in der Bischöflichen Akademie in Aachen statt. Hauptredner waren Elisabeth Vanderheiden, Bundesvorsitzende der Katholischen Erwachsenenbildung Deutschland e.V. (KEB), und Monsignore Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer Bischöfliches Hilfswerk Misereor e.V. . Vanderheiden bezog sich mit ihrem Beitrag auf aktuelle Transformationsprozesse in Gesellschaft, die einschneidende Änderungen von Infrastrukturen, Produktionsprozessen, Lebensstilen und ein neues Zusammenspiel von Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft bedeuten. Sie hebt Klaus Schwab hervor, den Gründer des Weltwirtschaftsforums, der in Bezug auf die aktuellen Transformationsprozesse darauf hingewiesen hat, dass sich dadurch für die Menschheit alles ändere. „Diese Einstellung teile ich und möchte insbesondere die Frage danach stellen, was das für (katholische) Erwachsenenbildung bedeuten kann“, so Vanderheiden.
Mit dem Spannungsfeld Klima-Gerechtigkeit-Menschenwürde befasste sich Hauptgeschäftsführer Monsignore Pirmin Spiegel, der zahlreiche Impulse aus dem Wirken von Misereor für die kirchliche Erwachsenen- und Familienbildungsarbeit gab. Wie Vanderheiden sieht er, Bildung im Kampf gegen die ungleichen Begebenheiten unserer Welt als essentiell an. Dabei müsse Bildung von der dozierenden Vermittlung mehr in Richtung Zuhören, Erleben, Begegnen und Handeln transformiert werden.
Ausführlich wurden während der Landeskonferenz die Themen, 10-jähriges Jubiläum der Kidix-Eltern-Kind-Kurse der Familienbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Politische Bildung, Digitalisierung und die Förderprogramme des Europäischen Sozialfonds behandelt.
„Wir sind mutig und selbstbewusst in der KEFB – Wir machen eine gute Arbeit und müssen vor der Zukunft nicht ängstlich sein“, so der LAG-Vorsitzende Wolfgang Hesse in seinem Schlusswort.
Die Landesarbeitsgemeinschaft hat 110 Einrichtungen der Bildungsarbeit, in denen etwa 1.200 hauptberuflich, 13.700 nebenberuflich und 1.000 ehrenamtlich Tätige beschäftigt sind.
Mitgliederversammlung 2021
(NRW) Die diesjährige Mitgliederversammlung der Landesarbeitsgemeinschaft für katholische Erwachsenen- und Familienbildung NRW e. V. (KEFB) fand in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster statt. Hauptredner war der Parlamentarische Staatssekretär Klaus Kaiser MdL. Er stellte sich den Fragen der Vertreterinnen und Vertretern aus den Einrichtungen der Weiterbildung zu Aspekten des neuen Weiterbildungsgesetzes. Das Gesetz war als Initiative aus gleich vier Fraktionen im Juni im Landtag einstimmig beschlossen worden. Durch das Gesetz werde unter anderem die institutionelle Förderung der Weiterbildungseinrichtungen deutlich verbessert. Mit den neuen Förderinstrumenten der Entwicklungspauschale und des Innovationsfonds sollen Einrichtungen der Weiterbildung in die Lage versetzt werden, auf aktuelle Herausforderungen besser reagieren zu können. Die gesamte Landesförderung werde zunächst bis 2025/2026 dynamisiert.
Bei den Vorstandswahlen wurde Wolfgang Hesse nahezu einstimmig mit 98% der Stimmen als Vorsitzender bestätigt. Auch die weiteren sieben Vorstandsmitglieder, Helga Conzen, Familienbildung, Martina Deutsch, Familienbildung, Ortrud Harhues, KAB, Dieter Mantel, Kolping, Ludger Vollenkemper, Paderborn, Martin Zensen, Essen und Rüdiger Paus-Burkhard, Heimvolkshochschule Klausenhof wurden mit jeweils über 95%iger Zustimmung wiedergewählt. Fünf Bistumsvertreter Rita Hövelmann, Andreas Hölscher, Dr. Birgit Marx, Gerhard Nellessen und Dr. Peter Scharr sind geborene Vorstandsmitglieder. Als einige zentrale Aufgaben für die Zukunft sieht Wolfgang Hesse die Entwicklung von Kooperationen, die verstärkte Einbeziehung der kulturellen Bildung und die intensivierte Gewinnung junger Erwachsener im Alter von 20-35 Jahren an. Ausführlich wurden die Themen Digitalisierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Politische Bildung und die Förderprogramme ESF/React-EU besprochen. Die Landesarbeitsgemeinschaft hat 110 Einrichtungen der Bildungsarbeit, in denen etwa 1.200 hauptberuflich, 13.700 nebenberuflich und 1.000 ehrenamtlich Tätige
beschäftigt sind.
„Wir freuen uns über das neue Weiterbildungsgesetz. Es ist ein Meilenstein in der Entwicklung der gemeinwohlorientierten Weiterbildung. Und ein besonderer Dank gilt dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die konstruktive Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren“, so der wiedergewählte Vorsitzende in seinem Schlusswort.
Die nächste Mitgliederversammlung findet am 5. Dezember 2022 in Aachen statt.